Kein Blog??? Trauen Sie Ihren Augen nicht! Was aussicht, wie ein Blog, ist gar keiner! Diese Seite dient einfach als Notizzettel für Gedanken und kurze Berichte. Aber sie hat keine Feeds, Trackback-, Kommentar-Funktionen und andere Dinge, die einen guten Blog ausmachen. Stattdessen also nur ein ganz einfacher Notizzettel ...

Kein Blog!

WikiLeaks und die Demokratie

08-Dez-2010

Naja, so ganz um das politische Tagesgeschehen kommt auch eine "Kein Blog" Seite nicht herum, vor allem, da da sie im Internet publiziert ist, das ja derzeit im Rahmen von WikiLeaks so große Wellen schlägt.

Nüchtern betrachtet sehen wir an der ganzen momentanen WikiLeaks-Aufregung einfach die "Geburtswehen" einer Entwicklungphase, in der das Internet nun endgültig seine Auswirkungen auch auf Staaten und ihr Führungspersonal zeigt. Neue technische Errungenschaften haben sich seit jeher auch auf gesellschaftliche Organisationsformen ausgewirkt. Erfindungen zur Antriebstechnik und neue Verkehrsmittel eröffneten einerseits ungeahnte Möglichkeiten zur Kriegsführung bis in ferne Länder, förderten aber auch andererseits die weltweite Begegnung über Handel und kulturellen Austausch. Und der Buchdruck versetzte nicht nur die Bibelübersetzung von Martin Luther, sondern die derzeit so viel zitierten Schriftwerke der Aufklärung in eine ungeahnte Multiplikatorrolle. Über diese geänderten Möglichkeiten schlagen technische Errungenschaften auch seit jeher auf die Gesellschaften zurück, deren Mitglieder sie nutzen - meist zeitverzögert je nach Gesellschaftsschicht, und fast immer verursachen sie "Geburtswehen" im Sinne einer Suche nach dem "richtigen" Umgang mit der neuen technischen Errungenschaft. Letzteres bedeutet immer auch, dass die Gesellschaft einen Konsens finden muss, wie sie eine neue Technik nutzen will und wie nicht. Während dieser Konsens erarbeitet wird, verrät die jeweilige moralische Einordnung einer neuen Technologie vor allem eines: den persönlichen Standpunkt bzw. die persönlichen Interessenslage des Betrachters.

Auch das Internet als technische Basis zur globalen Vernetzung von Menschen, die in ganz unterschiedlichen Wertesystemen und staatlichen Organisatonformen leben, ist hier keine Ausnahme. Nur konnten bislang viele Probleme, die während der Suche nach einer Einordnung und dem Umgang mit diesem Medium auftraten, dem Führungspersonal der vernetzten Staaten ziemlich egal sein; zumindest, wenn man von all den Diktaturen auf der Welt absieht, deren erstes Ziel naheliegenderweise eine möglichst weitreichende Kontrolle und Zensur war. In den westlichen Demokratien hingegen betrafen die meisten Probleme den privaten Bürger, weswegen sich die staatlichen Entscheidungsträger hierzu zurücklehnen konnten und stattdessen auf die Mechanismen des Markts oder eine freiwillige Selbstkontrolle der Beteiligten hoffen konnten.

Mit WikiLeaks hat sich das nun schlagartig geändert. WikiLeaks ist sozusagen das "Google Streetview" der westlichen Demokratien. Mit WikiLeaks kann man nun erst einmal einen unreflektierten Blick über den Zaun werfen. Interessanterweise wird nun aber kaum darüber debattiert, was man hier im Hinterhof unserer erhaltenswerten Demokratien so alles zu Gesicht bekommt. Stattdessen reagieren die meisten betroffenen Staaten höchst empfindlich und beschäftigen sich ausschließlich mit dem Überbringer der Botschaften. Noch bevor sie sich also um eine Einordnung all der Informationsschnipsel bemühen, lassen etliche betroffenen Staaten, allen voran die hauptsächlich betroffene "Weltmacht", stattdessen lieber ihre Muskeln spielen. Und so wird das Gesicht, werden die Betreiber von WikiLeaks diskreditiert und vorab als Verbrecher abgestempelt und polizeilich gesucht (wie war das mit der Unschuldvermutung in einem Rechtsstaat?) und ihre Infrastruktur bekämpft. Apropos, ein schönes Protokoll all der Maßnahmen, WikiLeaks als WWW-Seite unerreichbar zu machen und auch die finanziellen Möglichkeiten von WikiLeaks zu beschneiden findet sich z.B. im ibusiness-Artikel "Wir stehen im Krieg".

Interessantes Bonmot, was die Rolle von EveryDNS, Paypal, Mastercard, Visa, Amazon & Co. in diesem Szenario betrifft: nicht nur dank der sich so verhaltenden Finanzbranche hatte man zuletzt ja immer stärker das Gefühl, dass die staatlichen Entscheider nur mehr als Erfüllungsgehilfen am langen Arm von global denkenden und agierenden Wirtschaftsfirmen und Lobby-Organisationen hängen. Nun zeigt sich, dass selbst so große und solvente Firmen wie Paypal oder Amazon ganz offensichtlich dem staatlichen Druck nachgeben müssen und dem Staat unliebsame Kunden in ihren Rechten einschränken. D.h., die Politik der westlich geprägten Parteiendemokratien ist doch handlungsfähig und besitzt umgekehrt nach wie vor auch direkten Einfluss auf Firmen und Lobby-Vetretungen. Zumindest für diese Erfahrung muss man WikiLeaks schon einmal dankbar sein ;-)

Nun, wie gesagt "Geburtswehen" allerorts, und man tut gut daran, sich von dieser Aufregung nicht anstecken zu lassen und stattdessen auf Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit zu bestehen. Mühsam erkämpft genug sind diese Prinzipien ja in einem vereinten Europa, dass seine heutigen modernen Demokratien nach jahrhundertelangen Feindschaften erst in zwei Weltkriegen "erarbeiten" musste. Mit diesem Pfund sollten wir wuchern und den Rechtsstaat keinesfalls leichtfertig opfern, auch nicht im Internet.

Zur Zeit im CD-Player und neu im Bücherregal

27-Juli-2010

Zur Zeit im CD-Player

Sommerzeit und dazu drehen sich die schönsten Dinge im CD-Player.
Großstadtgeflüster Alles muss man selber machen:
Poetryslam in Musikform, wundervolle Texte, modernster Electro-Sound mit liebevollen Arrangements, urbanes Lebensgefühl und rotzfreche, aber intelligente Attitüde, und einfach fies viel Humor, eigentlich jeder Track ein Treffer!
Freizeichen Neuwahl:
Auch hier macht es großen Spaß, den Texten zu lauschen, und allein schon wegen dem Über-Track "Terra Nova" ist dieses Album immer noch stets in CD-Player-Nähe, auch wenn es schon lange vor dem Sommer in den Haushalt kam :)
Infinity Room Problems With Radiation:
Nachdem nun ja schon seit einiger Zeit die Regentschaft der MP3-Schnipsel gilt, momentan auch noch durch die Zensur dieser Apfelfirma weiter verstückwerkt, hätte man sie ja fast vergessen: die hohe Kunst des Albums. Und was Infinity Room hier abliefern, ist tatsächlich die ganz hohe Schule eines Konzeptalbums rund um Radioaktivität, ihre kalte Faszination, ihre technische Brillanz, und ihre düster tödliche Macht, der wir als Menschen im Katastrophenfall nichts entgegenzusetzen haben. Zwölf atmosphärische Elektronik-Songs zusammengewebt zu einem Gesamtkonzert voller Soundkreativität - unbedingt im Stück anhören!
hörenswerte CDs

Zur Zeit das "Lesefutter"

Georg Kreisler Letzte Lieder:
Wer diesen kreativen Künstler und scharfsinnig beobachtenden Menschen bislang "nur" als Komponisten oder von der Bühne kannte, hat etwas verpasst: der Schriftsteller Kreisler macht mindestens so viel Spaß, wie der geniale Komponist, Musiker, Texter Kreisler. "Letzte Lieder" ist eine Art Biografie, aber in diesem Fall zum Glück keine starr den Lebensjahren folgende Aufzählung von biografischen Stationen. Stattdessen pickt Kreisler ausgewählte Lebensabschnitte heraus und macht sie zum Ausgangspunkt seiner Gedanken zu Kunst, Gesellschaft und anderen Themen. Endlich kein wehmütiges Retro-Werk wie viele andere Schriftwerke derzeit, sondern ein hochaktuelles Buch von einem Menschen im "jetzt und hier" geschrieben. Einziger echter Makel: das Buch ist zu dünn geraten - gerne wäre man den interessanten Ideen und Reflexionen rund um Kunst und Leben aus dem Blickwinkel eines erfahrenen Kreativmenschens noch länger gefolgt. Zu manchem, was hier mit geübter Feder bislang nur skizziert ist, wäre es ein Vergnügen, noch weitere Gedanken zu erfahren. Bleibt zu hoffen, dass die Muße weiterhin küsst und Veröffentlichungen folgen, auch wenn es dann vom Titel "Allerletzte Lieder" oder "Die wirklich letzten Lieder" sein müssten.
Amit Goswami Das bewusste Universum:
Ein liebevoll ausgewähltes Geschenk eines wirklich guten Freundes. Aber noch viel mehr zeichnet dieses Buch aus. Eine hochinteressante Theorie, wie sich Naturwissenschaft und Mystik zu einer verbindenden Einheit führen lassen. Aber zum Glück etwas komplett anderes als das, was sonst (leider) von sonst so zahlreichen Esoteriksüppchen präsentiert wird, die oftmals weniger "geschrieben" als nur "zusammengestellt" sind und oberflächlich naturwissenschaftliche Themen populär mit religiösen und mystischen Theorien kreuzen. Goswami hat sich in das Thema tief hineingearbeitet und schreibt mit der Präzision und Begeisterung eines modernen Physikers. Schon lange hat mich kein Buch mehr so stark wie dieses in den Bann gezogen und die Schönheit der Quantenphysik erneut nähergebracht, die der Menschheit ein ganz großes Tor aufstößt in die wunderbare Welt jenseits der Newton'schen Lehre.

gute Bücher von Kreisler und Goswami

Warum einen Relaunch?

30-Mär-2010

Wenn man seine Homepage seit 1999 online hat, ist man mit den alten Kamellen natürlich schon längst reich und berühmt geworden. Da stellt sich die naheliegende Frage: Warum am bewährten Konzept etwas ändern?

Gute Frage, naja, mit dem reich und berühmt hat es im Moment noch Zeit, und was die Kamellen betrifft: jede Zeit braucht ihre eigenen Kamellen und gerade im Web hat sich technisch so einiges getan, was die Pflege einer Homepage wesentlich erleichtert. Glücklicherweise gab es in den letzten Jahren eine Tendenz weg vom Techie-Spielzeugcharakter ("guck mal, bunte Farben und hopsende Animationen") und hin zu Neuerungen, die den Inhalt und die Navigation des Internets wieder stärker betonen. Da freut man sich heute auch schon auf HTML5, das diese Entwicklung zum strukturierten Inhalt noch weiter ausbaut.

Kurz und gut, es war an der Zeit, die technische Basis der Künstler-Homepage zu erneuern. Das legt nahe, auch das Layout zu erneuern, um die Navigation zu erleichtern (Fans der alten Seite können hier und da und dort einen nostalgischen Blick auf die alte Seite werfen, wie sie sich in den Netsurf- und Oregano-Browsern für das RISC OS Betriebssystem präsentiert haben). Und wenn man sich mit Navigation und inhaltlicher Sturktur beschäftigt, beginnt man schnell, auch den Inhalt selbst einmal komplett umzupflügen, sich von veralteten Dingen zu verabschieden und Neues zu integrieren.

Na toll, und was habe ich als Betrachter davon?

Ganz klar: die neue Seite liest und nutzt sich nicht nur sehr viel leichter, sondern bietet auch jede Menge neuen Inhalt. Neben dem Kein Blog! hier, findet sich gerade auch bei den Bildwerken & Grafiken eine ungleich größere Auswahl als früher!